Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 68

1854 - Leipzig : Brandstetter
68 24 Ein Gang im Gebirge. Es war schönes, liebes Sonntagswetter. Ich bestieg Hügel und Berge, betrachtete, wie die Sonne den Nebel zu verscheuchen suchte, und wanderte sreudig durch die schauernden Wälder. In ihren weißen Nachtmänteln standen die Berge, die Tannen rüttelten sich den Schlaf aus den Gliedern, der frische Morgenwind frisirte ihnen die herab- hängenden grünen Haare, die Vöglein hielten Betstunde, das Wiesen- thal blitzte wie eine diamantenbesäete Golddecke, und der Hirt schritt darüber hin mit seiner läutenden Heerde. — Bald umfing mich eine Waldung himmelhoher Tannen, für die ich in jeder Hinsicht Respekt habe. Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht worden, und sie haben es sich in der Jugend sauer werden lassen. Der Berg ist hier mit vielen großen Granitblöcken übersäet, und die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln diese Steine um- ranken oder sprengen, und mübsam den Boden suchen, woraus sie Nah- rung schöpfen können. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor bildend, über einander und oben daraus stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene Steinpsorte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie sich zu jener gewaltigen Höhe empor- geschwungen und, mit den umklammerten Steinen wie zusammengewachsen, stehen sie fester als ihre bequemen Kollegen im zahmen Forstboden des flachen Landes. So stehen auch im Leben jene großen Männer, die durch das Ueberwinden früher Hemmungen und Hindernisse sich erst recht gestärkt und befestigt haben. — Aus den Zweigen der Tannen kletterten Eichhörnchen und unter denselben spazirten die gelben Hirsche. Wenn ich solch ein liebes, edles Thier sehe, so kann ich nicht begreifen, wie gebildete Leute Vergnügen daran finden, es zu hetzen und zu tödten. Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Ueber- all schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fußhoch von den schön- sten Moosarten, wie mit hellgrünen Sammetpolstern, bewachsen. Lieb- liche Kühle.und träumerisches Quellengemurmel. Hie und da sieht man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinabbeugt, so belauscht man gleichkam die geheime Bildungsgeschichte der Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges. An manchen Orten sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker her- vor und bildet kleine Kaskaden. Da läßt sich gut sitzen. Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer, zwerghafter werden die Tannen, sie scheinen immer mehr und mehr zusammenzu- schrumpfen, bis nur Heidelbeer- und Rothbeersträuche und Bergkräuter übrig bleiben. H. H eine.

2. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 21

1854 - Leipzig : Brandstetter
21 Am Hochgebirge schmolz der Schnee; Der Sturz von tausend Wassern scholl; Das Wiesenthal begrub ein See; Des Landes Heerstrom wuchs und schwoll. Hoch rollten die Wogen in ihrem Gleis', Und wälzten gewaltige Felsen Eis. Auf Pfeilern und auf Bogen schwer, Auf Quaderstein von unten aus, Lag eine Brücke darüber her, Und^nitten stand ein Häuschen d'raus. Hier wohnte der Zöllner mit Weib und Kind: „O Zöllner! o Zöllner! entfleuch geschwind!" Es dröhnt' und dröhnte dumpf heran; Laut heulten Sturm und Wog' um's Haus. Der Zöllner sprang zum Dach hinan. Und blicket in die Flut hinaus: „Barmherziger Himmel! erbarme dich! Verloren! verloren! wer rettet mich!" Die Schollen rollten, Schuß auf Schuß, Von beiden Usern, hier und dort; Von beiden Usern riß der Fluß Die Pfeiler sammt den Bogen fort. Der bebende Zöllner, mit Weib und Kind, Er heulte noch lauter, als Strom und Wind. Die Schollen rollten, Stoß auf Stoß, An beiden Ufern, hier und dort. Zerborsten und zertrümmert schoß Ein Pfeiler nach dem andern fort. Bald nahte der Mitte der Umsturz sich, — „Barmherziger Himmel, erbarme dich!" Hoch auf dem fernen Ufer stand Ein Schwarm von Gaffern, groß und klein; Und Jeder schrie und rang die Hand, Doch mochte Niemand Retter sein. Der bebende Zöllner mit Weib und Kind Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. Wann klingst du, Lied vom braven Mann, Wie Orgelton und Glockenklang? Wohlan! so nenn' ihn, nenn' ihn dann! Wann nennst du ihn, mein schönster Sang, Bald nahet der Mitte der Umsturz sich. O braver Mann! braver Mann! zeige dich! i

3. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 83

1854 - Leipzig : Brandstetter
83 des höchsten Gebirges auf Erden steht 19600 Fuß über der Meeresebene; im Monde haben mehrere eine Höhe von mehr als 24000 Fuß über der Ebene. Und so, wie die langen Bergstreifen im Monde, ziehen auch ähnliche, lange Thalstreifen, wie wasserlose Flußbetten, oder leere Kanäle, dreißig, fünfzig, siebenzig Meilen weit durch die Ebenen von einem Gebirge zum andern; ja, wie es scheint, ununterbrochen zuweilen durch den ungeheuern Abgrund hinweg und wieder in die Ebene hinaus. Das Schauspiel dieser göttlichen Einrichtung auf der Oberfläche des Mondes läßt sich nicht erklären. Wir sehen bei uns nichts Aehnliches. . Schon, daß der Mondball nicht so, wie unser Erdball, mit einem dichten Dunstkreise oder einem Wolkenhimmel umgeben ist, bedeutet uns, daß wir dort eine ganz andere Natur vermuthen müssen, als wir in den Som- mern und Wintern der Erde bewundern. Ohne diejen Wolkenhimmel wäre kein Regen, kein Schnee, kein Gewitter, kein Hagel. Sollten jene Abgründe mit ihren erhöhten Rändern vielleicht ausgebrannte feuerspeiende Berge gewesen sein? Sie gleichen denen auf unserer Erde einigermaßen; aber die größten Oeffnungen der unserigen sind nur wenige tausend Fuß weit; dort sind es Thäler, in denen unsere Fürstenthümer mit Städten und Dörfern Raum finden. Doch scheint, wenn auch vielleicht nicht das Element unsers Wassers, das Element des Feuers daselbst zu wirken. Denn man hat nicht nur in den von der Erde verschatteten Gegenden des Mondes einmal einen röthlichen Lichtflecken erblickt, der lange auf derselben Stätte sichtbar blieb, sondern nachher auch, als die gleiche Gegend von der Sonne beleuchtet ward, zeigte sich statt des Lichtfleckens ein anderthalb Mellen weiter Abgrund von Ringbergen umschlossen, welcher zuvor nie gesehen ward. Eben so hat man noch andere neu gewordene Abgründe gesehen, die von Jahr zu Jahr an Umsang zu- genommen haben, und beweisen, daß dort noch immer die Hand des Allmächtigen wunderbar zur Gestaltung der Mondesfläche wirkt. Von der andern Seite sollte man beinahe vermuthen, nicht selten auch Spuren von der Thätigkeit solcher Wesen zu erblicken, die jenen Weltkörper bewohnen und anbauen, gleich wie wir den unsrigen; man bemerkt deutlich auf den Flächen mancher Ebenen und minder hohen Gebirge Veränderungen in der Farbe, oder im Umrisse derselben, kleine Stellen, Erscheinungen und Gestalten, die, nach ihren Schatten be- rechnet, kaum hundert Fuß hoch sind, deren Entstehen sich wohl dem Bemühen von Geschöpfen zuschreiben ließe, die dort leben; denn vom Monde aus, nach unserer Erde gesehen, würden Landschaften, die von ihren weiten Wäldern befreit und angebaut werden, ähnliche Verwand- lungen ihrer bisherigen Farben zeigen; oder unsere Städte, unsere Dörfer mit ihren hundert und mehrere hundert Schuh hohen Thürmen als ähnliche, unerklärliche Pünktchen erscheinen. Zschokke. 48. Die Luft. Wenn man unter uns Menschen eine .Umfrage darüber halten wollte, was Jeder zu seines Lebens Unterhalt bedürfe, dann würde 6*

4. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 93

1854 - Leipzig : Brandstetter
93 Und gieb uns reebien, deutschen Muth, Dass wir es lieben treu und gut. Das soll es sein! Das ganze Deutschland soll es sein! E. M. Arndt. 33 Deutschland Die weiten Fluren, die sich, mannichfaltig durchschnitten, von den höchsten Alpen über dem mittelländischen und dem adriatischen Meere, in unbestimmten Grenzen, westlich an den Ufern der Maas und Schelde hinab bis zur Nordsee Hinbreiten, und östlich von der March hinüber zur Oder bis zu dem Ausflusse der Weichsel sich erstrecken, nennen wir Deutschland. Dieses Land, in dieser Ausdehnung, gehört zu den schönsten Län- dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem ewigen Laufe. Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, zeigt es die größte Ab- wechselung, die reichste Mannichfaltigkeit, köstlich für den Anblick, er- heiternd und erhebend für das Gemüth, und bringt Alles hervor, was der Mensch bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die befruchtende Kraft gesammelt zu haben, die dort versagt ward Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos vorüberging. An der kahlen Fels- wand zieht sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Haide, nur von der bleichen Binse und von der Brombeerstaude belebt, und menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buch- weizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräf- tigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herr- lichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in uner- meßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zur lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein erzeugen, die Freude der Menschen. Kein reißendes Thier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, kein häßliches Ungeziefer quält. Aber Ueberfluß gewährt das Land an nütz- lichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen Arbeit, Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinnst, der Stier verkündigt Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd geht tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der Großen, und stolz als Kampsroß unter dem Krieger, hier ausdauernd und dort. In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze. Aus vielen und unerschöpflichen Ouellen sprudelt sie freiwillig den Men- schen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Der?fleißigen Berg- mann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit

5. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 98

1854 - Leipzig : Brandstetter
98 Holzart ist vorherrschend auf dem Unterharze, wie man die Ostseite des Berges nennt, im Gegensatz zur Westseite desselben, die der Oberharz heißt und wirklich viel höher ist, und also auch viel geeigneter zum Gedeihen der Nadelhölzer. Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit und Anmuth die. Ilse sich hinunter stürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so daß das Wasser hier wild emporzischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gießkannen, in reinen Bögen sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja! die Sage ist wahr: die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumge- wand! Wie flattern im Winde ihre silbernen Busenbänder! Wie fun- keln und blitzen ihre Diamanten! Die hohen Buchen stehen dabei, gleich ernsten Vätern, die verstohlen lächelnd dem Muthwillen des lieblichen. Kindes zusehen; die weißen Birken bewegen sich tantenhaft vergnügst und doch zugleich ängstlich über die gewagten Sprünge; der stolze Eich- baum schaut drein, wie ein verdrießlicher Oheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vöglein in den Lüsten jubeln ihren Beifall; die Blumen am Ufer flüstern zärtlich: ,,O, nimm uns mit, nimm uns mist kieb' Schwesterchen!" H. Heine. 60. Die Baumannshöhle. (Beschreibung einer Höhle.) Die Baumannshöhle liegt in einem Kalkfelsen des linken Bode- ufers. Der Weg dahin führt eine ziemliche Strecke weit bergauf. Vor dem Eingänge wölbt sich ein weiter, jedoch nicht sehr hoher Bogen, -eine Art Thor darstellend, unter dem Tische und Bänke für die Besucher der Höhle angebracht sind. Da der Tag ziemlich heiß war und die Er- steigung des Berges unser Blut etwas in Wallung gebracht hatte, so ermahnten uns die Führer, hier ein wenig Platz zu nehmen, um uns abzukühlen, indem es in der Höhle ziemlich kühl sei. Sie selbst zün- deten Lampen an und überreichten auch jedem von uns eine. Mir wurde ein wenig unheimlich zu Muthe, als es hieß: „Nun kann's losgehen!" Der Vater faßte mich indeß bei der Hand, und so ging Alles gut. Der eigentliche Eingang zur Höhle ist kaum etwas breiter, als eine gewöhnliche Hausthür, und dabei so niedrig, daß große Leute sich bücken müssen, wenn sie nicht anstoßen wollen. Man gelangt durch denselben nicht sogleich in die Höhle, sondern geht erst in einem schmalen, finstern Gange 80 Lachter 30 Zoll (1 Lachter hat 80 Zoll zehntheilig Maß) weit bis zu einer kleinen verschlossenen Thür. Nachdem der voran- gehende Führer diese geöffnet, traten wir in die wirkliche Höhle, welche ungefähr die Ausdehnung eines ziemlich großen Zimmers hat. Dev Fußboden ist durch aufgeschüttete Sägespäne seinem größten Theile nach eben, die Decke hoch gewölbt, fast nach Art der Kreuzgewölbe in alten

6. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 100

1854 - Leipzig : Brandstetter
100 Höhle, des Bergmanns Bau mann. Er bahnte sich, getrieben von Neugier und Verlangen nach Erzen, mit unsäglicher Mühe und Be- schwerden einen Weg durch den schon bezeichneten engen Eingang und gelangte so glücklich in die ersten Abtheilungen der Höhle. Beim wei- tern Vordringen erlosch ihm aber plötzlich sein Grubenlicht, und er tappte nun, umgeben von der dichtesten Finsterniß, in diesen furchtbaren Schlünden umher, vergeblich den Ausgang suchend. Sein Angstruf ver- hallte in den grausigen Höhlen, ohne das Ohr eines Erdenbewohners zu erreichen. Endlich, nachdem er drei Tage und drei Nachte lang die Angst eines Lebendigbegrabenen ausgestanden hatte, erblickte er den rettenden Lichtstrahl, der ihn wieder zur Oberwelt zurückführte. Hunger, Angst und Anstrengungen hatten aber seine Kräfte so erschöpft, daß er wenige Tage nachher starb. Indessen hatte er doch noch so viel Be- sinnung, seine Freunde auf die Geheimnisse dieser Höhle aufmerksam zu machen,, weshalb sich auch bald Mehrere fanden, die seinen Versuch mit gutem Erfolg wiederholten, die Höhle aber ihm zu Ehren Bau manns- höhle nannten. Die Zeit der Entdeckung kennt man nicht; doch soll die Höhle schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt gewesen und bereits 1570 von den Grafen Ernst und Martin von Rein- st ein besucht worden sein. Lüben. 61. Der Jnselsberg (Beschreibung einer Aussicht.) Ich will dich aus einen Berg führen im Thüringer Walde; der ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als einst, so geht erne alte Mähr, das Land und Gebirge umher mit un- geheuerm Wasser bedeckt war, da sah die Spitze des Berges noch her- vor, wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg seinen Na- men Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des Berges früh Morgens dem Ausgange der Sonne harrst, kann dir's be- gegnen, daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht von Wasser, sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebelmeer bezwungen und als Thau ausgegossen hat über die Thäler, dann liegt, glänzend und grünend eine weite, weite Gegend um dich ausgebreitet, darin kannst di! mehr als 150 Dörfer, Städte und Schlösser erblicken. Da glänzt in der aufgehenden Sonne Schloß Friedenstein über der Stadt Gotha, und weiterhin Erfurt mit seiner Festung, von der die Kanonen droben, und mit seinen Domthürmen, auf denen eben der Morgen eingeläutet wird; da blickt ziemlich von Norden her aus den grünumlaubten Bergen heraus die alte graue Wartburg zu dir herüber; — den Schneekopf und Beerberg siehst du, die dem Jnselsberg nach der einen Seite hin die Aussicht versperren, weil sie selbst noch ein wenig höher sind, als er; — gegen Süden aber siehst du den Dolmar 4 bei Meiningen, die seltsamen Gleichberge bei Römhild; und auch zum blauen Rhöngebirg reicht dein Blick, wo der Baiernkönig regiert und auf dem hohen Kreuzberge Mönche im einsamen Kloster wohnen. Und >

7. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 104

1854 - Leipzig : Brandstetter
104 Liebe, deines Tempe’s Rosenauen Grenzen an bedornte Wüstenei’n, Und ein plötzliches Gewittergrauen Lästert oft der Freundschaft Aetherschein. Hoheit, Ehre, Macht und Ruhm sind eitel! Eines Weltgebieters stolzen Scheitel Und ein zitternd Haupt am Pilgerstab Deckt mit einer Dunkelheit das Grab. Fr. Mathisson. c) Charakterbilder von Gebirgen. 64l Der Echwarzwald. Wer irgend auf der Landkarte Bescheid weiß, kann leicht das Schwarzwaldgebirge zeigen. Am großen Rheinknie, nördlich von Basel erhebt es sich und nach Norden ziehend, endet es am Neckar, dessen tiefes Thal es vom Odenwalde trennt. Es ist 28 Meilen lang und 4 Meilen breit. Steil steigt das Gebirge aus der oberrheinischen Tief- ebene aus; es gleicht einermächtigen grünen Mauer, deren hohe Thürme das Himmelsgewölbe des breiten Rheinthales zu tragen scheinen. Gar ernst steht dort im südlichen Theile der 4300 Fuß hohe Belgen. dessen Rücken der dunkle Tannenwald schmückt, und blickt auf die gesegneten Gefilde der Tiefebene. Hinter ihm, zwei Meilen entfernt, steigt die noch höhere Spitze des Feldberges 4600 Fuß hoch zu den Wolken. Dieser südliche Theil des Gebirges ist besonders finster und wild, der nördliche wird niedriger, milder und freundlicher. Noch 7 Meilen vom Neckar fällt der Zug steil zum Murgthale ab, und von da bis zum Odenwalde ist eine Lücke in der Gebirgskette. Während das Gebirge im Westen plötzlich zur oberrheinischen Tief- ebene absteigt, dacht es sich nach Osten zur schwäbischen Hochebene nur allmählig ab. Am Südende steht es mit dem deutschen Jura in Ver- bindung und bildet mit diesem einen Gebirgswinkel. Seine Wasser schickt der Schwarzwald dem Rheine und Neckar zu. Die Thäler seiner Gebirgsflüsse sind oft so eng, daß die Straße neben den reißenden Gebirgswassern kaum Raum findet, und sie gehören zu den schönsten des deutschen Mittelgebirges. Hunderte von Reisenden durchwandern darum in den Sommermonaten das wilde Thal der Murg, oder das schaurige Höllenthal, und den zahlreichen Badeorten, deren eins jetzt fast jedes Thal hat, fehlt es nicht an Besuchern. Das Gebirge ist zum größten Theil mit prächtigen Nadelwaldungen bedeckt, wovon es auch den Namen haben mag. Das Klima ist rauh und kalt. Während an seinem Westfuße der edle Markgräfler-Wein gedeihet und so weit das Auge reicht die sanften Hügel mit Reben be- wachsen sind, in der rheinischen Ebene weite Weizen und Svelzgefilde wogen, die Straßen und Raine zwischen den Feldern von mächtigen Nußbäumen beschattet werden, während an den unteren Abhängen der

8. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 105

1854 - Leipzig : Brandstetter
105 Berge selbst Mandeln und süße Kastanien gedeihen — bringt der Boden des Gebirges kaum Hafer, Kartoffeln und Wicken zur Reife. Sogar die Kirschen zeitigen erst im September. Das Gebirge ist nicht stark bewohnt. Hier lebt noch der kräftige, thätige, gutmüthige, fromme Schwabe als Hirt, Holzhauer, Flößer, Ackerbauer. Wie er noch seine alten Sitten und Kühnheit erhalten hat, so auch seine Tracht. Mit dem breitkrempigen Hute, der rothen Weste und den weißen Hemdärmeln sieht man diese kräftigen Gebirgssöhne aus ihren Flossen die Gebirgsbäche hinab zum Rheine fahren, um in den Niederlanden für ihre riesigen hohen Tannen Brotkorn einzukaufen, das ihnen ihr Boden auf den Bergeshöhen versagt. Ihre Holzschnitzereien, Uhren, Strohhüte sind in ganz Deutschland bekannt. Ihre Wohnungen mit den weit hervorspringenden Schindeldächern liegen in den wildschönen Thälern zerstreut. Die Stuben zur ebenen Erde sind schwarz getäfelt. Zu den Schlafkammern führen Gänge von außen hinauf. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöcklein zu den Morgen- und Abendandachten. Wangemann. 63. Das Riesengebirge. Die Kuppen des Riesengebirges sind ganz kahl, und die Gehänge und niederen Joche tragen meistens Nadelholz. Ueber der Höhe von 3600 Fuß wächst nur noch eine kleine Strecke hinaus die Zwergkiefer, das niedere Knieholz, aus welchem man in Schlesien allerlei nied- liche Sachen verfertigt. Nur vereinzelt zeigt sich hier und da noch der Vogelbeerbaum (Eberesche). Auf den höchsten Punkten finden sich nur noch lange Flechten (Teuselsbart), isländisches Moos und wohlriechendes Veilchenmoos. Dörfer giebt es im eigentlichen Riesengebirge nicht, aber viele zerstreute Wohnungen, Bauden genannt, gleich den Sennhütten auf den Alpen, nur daß man einige derselben auch im Winter bewohnt (Winterbauden). Man zählt deren wohl an 3000, deren Bewohner Rindvieh - und Ziegenzucht treiben und gegen 20,000 Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, auf einer steinernen Grundlage erbaut, welche eine Klafter hoch über den Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem Wetter ge- schützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet, ist geräumig, daneben eine Kammer, und f gegenüber, durch Hausflur und Küche getrennt, befindet sich der Stall. Das Dach ist mit Schindeln bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demjelben ist der Futtervorrath und zuweilen die Schlafstelle für einen Theil der Familie oder der Gäste. Der Reisende, findet darin eine gute Herberge. Im Frühjahre ist das Viehauslreiben, im Sommer die Wande- rung auf die Waldweide die Freude und Belustigung der Bewohner

9. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 106

1854 - Leipzig : Brandstetter
106 dieser einsamen Berghütten und der Dörfer am Fuße des Gebirges. Um Johannis wird gewöhnlich das Vieh aus den Ställen „zu Berge getrieben." Beim Schalle langer, hölzerner Schalmeien, Hellahörner genannt, bei fröhlichem Gesänge und dem Geläute der Glocken, deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt, treibt man die blökenden Heerden zwischen Fichten und Tannen zu den Sommer- bauden in-das Hochgebirge, welches nur 14 bis 15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen wiederhallt. Das ist die Zeit der Ernte: da wird Butter und Käse viel gemacht für den eignen Bedarf und für auswärtigen Absatz; vorzüglich lobt man die runden Kräuterkäse (Koppen- läse), denen ein gewürziges Pulver von Majoran, Thymian, Bergsalbei, Bergmünze, Steinklee und Scbarfgarbe beigemischt ist. Ein stets schneereicher Winter, welcher vom Oktober bis in den Mai dauert, verkürzt die Frühlings- und Herbstzeit auf wenige Wochen, wie in den Gegenden des hohen Nordens. Der Herbst selbst beginnt mit Frösten, welche auf den Gebirgsrücken meistens von Schneegestöber begleitet sind, während derselbe im Flachlande noch von feuchter, reg- nerischer Beschaffenheit ist. Aus den höchsten Gebirgsrücken schmilzt dann gewöhnlich der Schnee nicht mehr, und nur auf den niederen Abhängen und in den Thälern herrscht vor dem gänzlichen Einwintern noch einige Wochen der Wechsel von Frost und Thauwetter. Die angehäufte Schnee- masse, gewöhnlich die Höhe einer Klafter übersteigend, setzt dann die Baudner oft Wochen, ja Monate lang aus aller Verbindung mit den Thalbewohnern und macht den Verkehr schwierig, selbst lebensgefährlich. Oft müssen die Bewohner den Ein- und Ausgang durch die Dachluken oder den Schornstein suchen, die Richtung der gewöhnlichen Wege durch aufgesteckte lange Stangen bezeichnen und, falls ein Sterbefall in der Familie eintritt, die Leichen so lange im Schnee aufbewahren, bis das Thauwetter es ihnen erlaubt, sie hinab aus den Kirchhof ihres Ortes zu bringen. Diese großen Schneemassen verursachen aber auch hier, wie in allen Hochgebirgen, an den steilen Lehnen häufige Schneestürze, die den Lawinen der Alpen ähnlich sind; doch werden sie nicht so verderb- lich, wie diese Im Winter sind Schlittenfahrten, auf kleinen Hand- schlitten die Bergabhänge hinab, ein gewöhnliches, dem Anscheine nach halsbrechendes Vergnügen, dessen Gefahren aber die Kühnheit und Ge- wandtheit der Lenker leicht beseitigt. Während im Winter der Schnee die Baudner oft entsetzlich be- lästigt, erfahren sie im Sommer den häufigsten Wechsel von Nebel, Regen und heiterer Witterung mit Winden und Stürmen. Plötzlich ziehen Wolken zusammen und vertheilen sich wieder, einen lichten, bald zer- rissenen, bald dichten und zusammenhängenden Schleier um die Gipfel der Berge ziehend. Schnell entstehen Windstöße von Norden und Sü- den und umgekehrt; unerwartet ergießen sich die heftigsten Regengüsse, und im schnellsten Wechsel erheitert und trübt sich der Himmel. Furcht- bare Gewitter, welche auch im Hochgebirge häufig sind, entladen sich mebr an den Hängen und Thalrändern; doch treffen die Blitze nicht

10. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 107

1854 - Leipzig : Brandstetter
107 selten die höchsten Gipfel der Berge, wie schon oft die Schneekoppe selbst, namentlich am 18. October 1828 in einer Stunde fünfmal. Diese schnell wechselnden Erscheinungen in den höhern Regionen find, nach der Volkssage, die Launen des gewaltigen Berggeistes Rü- bezahl, welcher seit dem dreißigjährigen Kriege diese schauerlich große Gebirgsgegend beherrscht. Er ist indessen den Schlesiern mehr als den Böhmen bekannt. In ihm laufen alle Mährchen und Sagen des Riesen- gebirges zusammen: bald erscheint er als Mensch riesenhaft und rußig, bald auch in verschiedenen Thiergestaltcn, die Bewohner der Gegend ent- weder beglückend oder neckend. Im Ganzen ist jedoch der Charakter der Sagen vom Rübezahl mehr launenhaft und komisch, selten tragisch. Seine Launen sind mannichfaltig und abwechselnd, wie das Wetter im Gebirge: er straft diejenigen oft, die ihn durch Rufen seines Namens necken und reizen; betrügerischen Roßhändlern verkauft er ein stattliches Pferd, welches sich nachher in einen Strohwisch verwandelt; Abenteuern wird ihr Pferd plötzlich und ohne daß sie selbst es merken, zum Stocke, auf dem sie hernach im lächerlichsten Aufzuge durch das Dorf reiten; Armen dagegen füllt er den Korb mit trockenem Laube, was sie keuchend fortschleppen und nachher in Gold verwandelt sehen; Kinder und recht- schaffene Brautleute aber beschenkt er öfters. Er läßt sich statt des mit Unrecht Verurtheilten hängen, zappelt Stunden lang am Galgen, und wenn man endlich nachsieht, findet man nur einen Strohwisch. Im höchsten Gebirge duldet er keine Jagd; nicht einmal Jagdhunde darf man dahin mitnehmen. — Von den hundert verschiedenen Ableitungen seines Namens ist die bekannteste: er habe sich' von einer schönen Prinzessin foppen lassen, die ibm, während er auf ihren Befehl die Rüben seines Gartens zählte, entflohen sei. Sem ml er. 66. Aus dem schlesischen Gebirge. „Nun werden grün die Brombeerhecken; Hier schon ein Veilchen — welch' ein Fest! Die Amsel sucht sich dürre Stecken, Und auch der Buchfink baut sein Nest. Der Schnee ist überall gewichen. Die Koppe nur sieht weiß ins Thal; Ich habe mich von Haus geschlichen, Hier ist der Ort — ich wag's einmal: Rübezahl! Hört' er's? ich seh' ihm dreist entgegen! Er ist nicht bös. Aus diesen Block Will ich mein Leinwandpäckchen legen! Es ist ein richt'ges, volles Schock! Und fein! Ja, dafür kann ich stehen! • Kein bess'res wird gewebt im Thal — Er läßt sich immer noch nicht sehen! Drum frischen Muthes noch einmal: Rübezahl!
   bis 10 von 45 weiter»  »»
45 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 45 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 0
3 1
4 0
5 9
6 0
7 39
8 0
9 0
10 0
11 1
12 0
13 0
14 0
15 1
16 2
17 0
18 5
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 5
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 16
38 18
39 0
40 0
41 0
42 1
43 1
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 0
5 3
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 5
12 4
13 0
14 0
15 0
16 2
17 6
18 0
19 0
20 0
21 37
22 0
23 2
24 3
25 0
26 4
27 0
28 6
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 3
40 1
41 0
42 4
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 3
49 14
50 2
51 0
52 1
53 0
54 4
55 0
56 1
57 0
58 1
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 1
74 0
75 1
76 4
77 35
78 1
79 0
80 0
81 4
82 5
83 0
84 4
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 3
92 12
93 0
94 9
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 11
1 7
2 20
3 59
4 9
5 3
6 45
7 1
8 29
9 0
10 3
11 4
12 66
13 129
14 1
15 1
16 0
17 2
18 3
19 5
20 0
21 3
22 2
23 0
24 37
25 12
26 15
27 0
28 110
29 11
30 4
31 2
32 21
33 265
34 26
35 0
36 3
37 0
38 2
39 23
40 0
41 10
42 264
43 105
44 5
45 0
46 64
47 7
48 1
49 5
50 182
51 470
52 3
53 0
54 2
55 0
56 4
57 1
58 16
59 217
60 0
61 9
62 2
63 0
64 11
65 53
66 1
67 0
68 0
69 2
70 2
71 2
72 2
73 0
74 5
75 21
76 0
77 2
78 0
79 1
80 2
81 436
82 13
83 12
84 87
85 1
86 1
87 0
88 0
89 47
90 0
91 10
92 18
93 0
94 0
95 4
96 1
97 10
98 0
99 2
100 564
101 1
102 127
103 1
104 0
105 0
106 12
107 16
108 0
109 4
110 42
111 248
112 31
113 10
114 85
115 0
116 173
117 1
118 2
119 11
120 0
121 35
122 1
123 63
124 41
125 109
126 1
127 7
128 0
129 18
130 1
131 104
132 1
133 12
134 0
135 1
136 45
137 49
138 0
139 5
140 1
141 0
142 22
143 37
144 1
145 2
146 0
147 12
148 1
149 0
150 2
151 11
152 175
153 1
154 22
155 8
156 14
157 14
158 4
159 0
160 0
161 9
162 0
163 1
164 28
165 2
166 28
167 29
168 108
169 17
170 3
171 1
172 4
173 191
174 0
175 299
176 1
177 62
178 1
179 233
180 4
181 0
182 18
183 297
184 1
185 15
186 0
187 3
188 1
189 11
190 2
191 5
192 0
193 1
194 0
195 63
196 250
197 1
198 5
199 4